08. Sep 2022
...Jesus der Hohepriester am Altar hat uns alle erwartet. Das ist wahr! Hat uns erwartet jedes Mal neu und uns bestärkt zu ewiger Treu‘. Heiligstes Herz Jesu bleibe uns nah! So Gott will, kommen wir wieder im nächsten Jahr! (aus dem Gedicht einer Pilgerin)
Zum 22. Mal lud das
Wallfahrtskomitee unter Leitung von P. MMag. Josef Haspel OSB zur großen Herz-Jesu-Wallfahrt im August. Und so kamen wieder Pilger aus ganz Österreich aber auch aus Slowenien und Kroatien zur reich strömenden Quelle der Gnade - dem Herzen Jesu. Als Hauptzelebranten durften wir in diesem Jahr Abt Thomas Renner OSB vom Stift Altenburg begrüßen. In Seiner Festpredigt bezeichnete er das Herz Jesu unter anderem als ein "betroffenes, verwundetes und ein liebendes, ein dienendes Herz". Diese Qualitäten sind es auch, die uns Christen tief prägen müssen, wenn wir dem Herrn in Treue nachfolgen wollen. In diesem Sinne wollen wir einmal mehr darum bitten: Heiligstes Herz Jesu, bilde unser Herz nach Deinem Herzen!
Den Link zu Seiner Predigt finden Sie hier: https://www.herzjesuwallfahrt-hall.at/Predigt.php.
An dieser Stelle möchten wir heuer die "Geistliche Konferenz" von Samstagabend zum Besten geben, die P. Ildefons Fux OSB, der einstige Initiator der Herz-Jesu-Wallfahrt hielt.
HERZ-JESU-WALLFAHRT | 27.8.2022 | Geistliche Konferenz von P. Ildefons Fux OSB
Das Herz der Welt
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ir sind es gewohnt, die Schöpfung der Welt, ihre Erhaltung und Lenkung, Gott dem Vater zuzuordnen. Er ist der „ursprunglose Ursprung“ aller Dinge, der sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe. Doch dürfen wir nicht vergessen, dass die Werke Gottes „nach außen“, die das innergöttliche Leben überschreiten, immer allen drei göttlichen Personen gemeinsam sind. So bekräftigt es das Zeugnis der Hl. Schrift. Sie schreibt nicht nur dem Vater, sondern auch dem Sohne eine umfassende umgreifende Schöpfertätigkeit zu. Und die Kirche betet zum Hl. Geist und nennt ihn zu Recht „Schöpfer Geist“.
Was nun den Sohn betrifft: Wer erinnert sich nicht an den feierlichen Beginn des Johannes-Evangeliums, in dem es heißt, dass das „Wort“ im Anfang bei Gott war; dass es selber Gott war und ist und in Ewigkeit bleiben wird. Da heißt es: Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist (Joh 1,3). Alle Dinge, groß und klein, fern und nah, sichtbar und unsichtbar, verdanken ihr Sein dem Sohne Gottes. Durch ihn, unseren Herrn Jesus Christus, ist alles; durch ihn sind auch wir selbst (vgl. 1 Kor 8,6). So nennt auch der hl. Paulus den Sohn einfach den „Ursprung“: Er ist der Ursprung (Kol 1,18). Wir kennen auch die Darstellungen großer Künstler, die uns das Jesuskind auf dem Schoß seiner Mutter Maria zeigen. Und das göttliche Kind trägt in seiner Rechten eine Kugel – die ganze Welt! So sagt es die Schrift: Er trägt das All durch sein machtvolles Wort (Hebr 1,3). Alles ist durch ihn (…). Alles hat in ihm Bestand (Kol 1,17).
So ist der Sohn Gottes der Ursprung aller Dinge, der Quell-Ort für alles Geschaffene, der Ausgangspunkt, dem sich alles, was ist, zu verdanken hat.
Der Sohn Gottes, die Ewige Weisheit, ist aber nicht nur Quell-Ort aller Dinge, sondern auch Zielpunkt für alles und jedes. Von ihm kommt alles, auf ihn hin ist alles ausgerichtet, hin geordnet und bezogen. Alles ist durch ihn, sagt der hl. Paulus, und fährt fort: Alles ist auf ihn hin geschaffen (Kol 1,16). Er hat in allem den Vorrang, heißt es weiter (Kol 1,19); der Vater will ja alles im Himmel und auf Erden zu Christus hinführen (vgl. Kol 1,20). Er hat den Sohn zum Erben eingesetzt (Hebr 1,2). Er muss herrschen, und Gott der Vater wird ihm einmal alles zu Füßen legen (vgl. 1 Kor 15,25). Das ist die Sehnsucht und die Hoffnung der gesamten Schöpfung: Sie seufzt und liegt in Geburtswehen und wartet auf die vollendende Heimkehr zu Christus (vgl. Röm 8,19-22). Deshalb beten wir auch in der Litanei: Herz Jesu, du Sehnsucht der Schöpfung von Anbeginn.
So ist Jesus Christus wirklich die Mitte der Welt, das Zentrum, Quell-Ort und Zielort zugleich für alles Geschaffene. Alles kommt von ihm, alles existiert in ihm, alles ist zur Rückkehr zu ihm bestimmt. Von ihm kommen wir, durch ihn leben wir, zu ihm streben wir hin (LG 3). So nannte Papst Johannes Paul II. Christus die Mitte des Kosmos und der Geschichte (RH 1),er ist Alpha und Omega, die Zusammenfassung des Alls, das Ziel der menschlichen Geschichte, der Punkt, auf den hin alle Bestrebungen der Geschichte und der Kultur, er ist der Mittelpunkt der Menschheit, wie das Konzil sich ausdrückt (vgl. GS 45). Der Vater hat ja beschlossen, in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist (Eph 1,10), inihm, der das All ganz und gar beherrscht (Eph 1,23).
Die Stoa, eine Philosophenschule der Antike, hat die Sonne als Mitte des Planetensystems, ja als Mitte des Kosmos gedeutet und ihr deshalb auch den Namen „Herz des Kosmos“ zuerkannt. Was am Himmel die Sonne ist, sagte Macrobius (ca. 400 n.Chr), das ist bei Lebewesen das Herz. Das hat Matthias Joseph Scheeben im 19. Jahrhundert wieder aufgegriffen und im Hinblick auf Christus so formuliert: Wie die Sonne in der Mitte der Planeten, steht Christus inmitten der Kreaturen als das Herz der Schöpfung, von dem Licht, Leben und Bewegung auf alle Glieder derselben ausströmt und zu welchem alle hin gravitieren, um in ihm und durch ihn in Gott zu ruhen.
Wenn Christus also das Herz der Schöpfung ist, dann darf nicht außer Acht bleiben, dass er selber ein Herz hat. Die Mitte alles Geschaffenen hat selber eine Mitte, von der alles kommt und zu der alles hin- und zurückströmt. Das ist die Mitte der Christuswirklichkeit, das Heiligste Herz Jesu. Jesus hat in allen Dimensionen seines Daseins als Gott und in seiner menschlichen Natur ein allen Teilbereichen gemeinsames Zentrum, eine personale Mitte, die wir eben sein Herz nennen. Von diesem Herzen kommt alles, diesem Herzen ist alles verpflichtet, was wir als zu Christus gehörend erkennen und glauben: seine Gedanken, seine Worte, sein Tun, seine Wunder, sein Beten, die Erweise seiner Liebe. Dieses gottmenschliche Herz ist die Sonne alles dessen, was Christus ist; und Christus ist Herz und Sonne des gesamten Universums. So steht und schlägt in der Mitte der Welt ein Herz, das Herz Christi.
Das ist etwas ungeheuer Großes! Es wird in seiner Größe nicht zu Ende gedacht werden können: Dem Herzen des Herrn eignet eine unendliche Majestät und Größe, die keine Verniedlichung verträgt. Wer bin ich – und wer ist er? Wenn wir so vor dem Herzen des Sohnes Gottes niederknien und das bedenken, was uns der hl. Johannes mitteilt: Gott ist Liebe (1 Joh 4,8.16), dann wird alles Geistliche in uns wachsen und wir werden zu Anbetern im Geist und in der Wahrheit heranreifen (vgl. Joh 4,24). Das Zentrum der Welt ist ein Herz, das liebt. Die Liebe erschafft, sie trägt und erhält, die Liebe ruft heim. Du Herz, voll Güte und Liebe! – Herz Jesu, unendlich erhaben!
Nochmals: Es ist etwas ungeheuer Großes, wenn Jesus jedem einzelnen von uns ganz persönlich dieses sein Herz öffnet und ihm dieses Herz schenkt. Jede hl. Kommunion ist in sich unüberbietbar, denn der Herr schenkt uns im Sakrament ein wirkliches Alles. Wir können es nicht ermessen, welche Würde uns in der Taufe und in der Eucharistie geschenkt wird. Herz an Herz, Herz im Herzen: Wer Jesus besitzt, besitzt alles.
Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht!
(Joh 4,10)
P. Ildefons Fux OSB
Wir freuen uns auf die nächste Wallfahrt und über zahlreiche
Teilnehmer! Datum, Prediger und Almeldeinformationen der Wallfahrt 2023 werden auf der Website der Wallfahrt bekanntgegeben.
Schließlich möchten wir uns herzlich bei den Veranstaltern und Teilnehmern der Wallfahrt bedanken und allem voran bei Abt Thomas Renner für dieses wahrhaft gelungene Wochenende zur Ehre des Herzens Jesu!
Zu guter Letzt noch eine kleine Entdeckung: Seit kurzem können Sie die allmonatlich erscheinenden "Rundbriefe für die Freunde des Herzens Jesu" auch online lesen. Hier geht's zum Link: https://www.herzjesuwallfahrt-hall.at/Rundbriefe.php
Die folgenden Bilder wurden von Hr. Johann Müllner freundlicherweise zur Verfügung gestellt.