23. Sep 2023
"Gott hat das alles zu seiner Zeit auf vollkommene Weise getan..."
"...überdies hat er die Ewigkeit in alles hineingelegt, doch ohne dass der Mensch das Tun, das Gott getan hat, von seinem Anfang bis zu seinem Ende wieder finden könnte..." - Koh 3,11
Am Herz-Jesu-Fest, dem 20. Juni 1873, wurde der Orden der Töchter des Herzens Jesu von der seligen Maria von Jesus Deluil-Martiny in Berchem-Antwerpen (Belgien) gegründet. In all unseren Ordenshäusern wurde dieses Ereignis mit einer feierlichen Dankmesse gewürdigt. Unsere Gemeinschaft in Hall feierte den 150. Jahrestag der Gründung am 23. Juni dieses Jahres. Diesen Anlass beehrte Diözesanbischof Hermann Glettler. Wir freuen uns auch, dass viele Gläubige an der Festmesse teilnahmen. Einige andere Ordensgemeinschaften waren anwesend, sowie eine Gruppe der Tertiarschwestern vom Hl. Franziskus, die uns gesanglich unterstützten. So durften wir an diesem Tag auch die geistige Verbundenheit mit anderen Gemeinschaften erfahren.
Wenn wir in den Annalen zur Gründung zurückgehen, lesen wir einige
Zeilen aus der Feder unserer Gründerin, die sie in jenen Tagen an eine
Freundin adressierte: "Wir sind zu acht. Unser Haus ist sehr adrett
in all seiner Einfachheit. Der Garten ist ein kleines Paradies von
Blumen und Grün mit schönen großen Bäumen. Die Kapelle ist bezaubernd,
geschmackvoll dekoriert. Wir haben bereits die Anbetung des
Allerheiligsten Altarssakramentes, das jeden Tag zehn Stunden ausgesetzt
ist. (...) Unser Ordenskleid tragen wir seit dem Herz-Jesu-Fest. An
jenem Morgen fand die Eröffnung der Kapelle statt, die mehr als gut
besucht war im Hinblick darauf, dass es der einzige Ort in der ganzen
Stadt ist, an dem es eucharistische Anbetung gibt. Es liegt großer Segen
auf diesem Anfang!"
Des weiteren lesen wir: "Verstehen Sie diese Freude? Jesus hat endlich im Kleinen, was Er wünscht!"
Alles stand und steht auch heute noch unter dem einen Leitwort: "Zur Ehre des Herzens Jesu!"
Als Mutter Maria von Jesus nur 10 Jahre nach der Gründung ermordet
wurde, war ihre Gründung gerade erst in den Kinderschuhen. Es lag nahe,
dass diese Kongregation somit keinen Bestand haben würde. Einige Eltern
kamen sogar bereits in der Absicht ihre Töchter wieder abzuholen. Auch
P. Jean Calage SJ, der geistliche Begleiter unserer Gründerin, der für
die junge Gemeinschaft eine große Stütze geworden war, wurde sogleich
von seinen Oberen von dieser seiner neuen Aufgabe abberufen - das
Todesurteil schwebte nach menschlichem Ermessen also bereits über der
Kongregation...
Doch das Fundament, auf dem die sie stand, war nicht so
brüchig, wie es auf den ersten Blick aussah! Was ist das Geheimnis des Fortbestands wider allen Erwartens nach so
prekärem Anfang? Es ist in erster Linie wohl der Tod unserer Gründerin,
der ohne Zweifel nicht ohne übernatürliche Wirksamkeit blieb - hat sie
doch dieses Lebensopfer bewusst angenommen mit der Intention: "Für das
Werk". Als sie mit diesen letzten Worten ihrem Mörder verzieh, hatte sie
ihre Neugründung vor Augen, die sie nun ganz in Gottes Hände und in die
liebende Vorsehung Seines Herzens zurücklegen und loslassen musste. Sie
musste auch dem Tod ihrer Assistentin und Vertrauten, Mutter
Marie-Élise von Jesus ins Auge sehen, die ebenso wie sie selbst von
ihrem Mörder niedergestreckt worden war und zu Tode getroffen schien.
Diesen Verlust ersparte Gott jedoch unserem Orden: nach vielen bangen
Tagen überstand sie das Attentat und wurde dem Orden somit als zweite
Generaloberin geschenkt. Nicht umsonst hatte die Gründerin vor ihrem
Ableben bereits davon gesprochen, dass Mutter Marie-Élise de Jésus nach
ihrem Tod der kleinen Ordensfamilie erhalten bleiben wird und sie mit
diesen Worten als ihre Nachfolgerin designiert. Von der göttlichen
Vorsehung bereits dafür vorbereitet und mit der Gabe der Führung, tiefer
Frömmigkeit und umfassendem Verständnis des erst seit Kurzem ins Werk
gesetzten Charismas der Töchter des Herzens Jesu ausgestatteten "Frau
aus Stahl", wie wir Mutter Elise de Jésus getrost nennen dürfen, trat
sie ihre Nachfolge an. Zeitlebens war sie darum bemüht, die
Spiritualität in ihrer ursprünglichen Reinheit und Fülle zu erhalten und
auszufalten.
In einem leuchtenden Wort des Epheserbriefs finden wir schließlich die tiefste Antwort auf die Frage nach dem Fortbestandes des Ordens: "Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst." (Eph 2,20) Jesus Christus selbst hatte SEINER Gründung ein festes Fundament verliehen durch das vom Hl. Geist empfangene Charisma, das die selige Maria von Jesus ganz offen und frei von jeglichem Eigeninteresse im Gebet aufnahm und in größter Treue zu diesem Geschenk der Gnade und zur Hl. Kirche an ihre Töchter weitergab. Ihr größtes Anliegen war es, Gottes Willen über dem Orden verwirklicht zu sehen und mit diesem Werk der Kirche zu dienen. Dieser Wunsch strahlte in alles hinein, was sie zur Gründung und Befestigung ihrer kleinen Ordensfamilie unternahm. Angesichts der vielen Zeugnisse von ihren herausragenden natürlichen und übernatürlichen Qualitäten, die in den Akten zur Seligsprechung ganze Bände sprechen, ist das Beispiel ihrer tiefen Demut bewegend - sie schreibt in einem Brief: "Beten Sie viel für mich. Ein so armseliges Geschöpf wie ich es bin und ein derartiges Werk - welche Zusammensetzung! Diese Diskrepanz ist derart, dass ich kaum die Rolle tragen kann, die ich gezwungen bin einzunehmen." Auf diese Demut gegründet, konnte der Herr all Seine Gaben in sie hineinlegen, Er schien sich sicher zu sein, in ihr diejenige zu erwählen, die sich in der Ausführung Seiner Werke einzig und allein auf Ihn stützte. Daher ist unserem Orden ein Fundament verliehen, das gleichsam nicht von dieser Welt ist sondern verankert ist allein im göttlichen Herzen und so auf wirksame Weise durch die Stürme der Zeiten hindurch im Verborgenen dazu beitragen kann, Sein Reich aufzubauen - seit 150 Jahren.
Wir danken allen, die unsere Freude teilen, sich unserem großen "Te
Deum" anschließen und auch weiterhin um inneres und äußeres Wachstums
des Ordens beten!