Hier möchten wir einen kleinen Einblick in unser
geistliches Leben als Töchter der Herzens Jesu bieten und das unserer
Kongregation eigene Charisma hervortreten lassen.
Was nun auf den ersten Blick vielleicht ein wenig weitläufig scheinen mag, lässt sich im Tiefsten zentrieren auf ein Wesentliches: Das Herz Jesu in Seiner verwundeten Liebe am Kreuz und in der Hl. Eucharistie...
Wir wollen dabei auch u.a. unsere Mutter Gründerin, die sel. Maria von Jesus Deluil-Martiny, zu Wort kommen lassen!
Wir Töchter des Herzens Jesu sind ganz dem am Kreuz verwundeten Herzen Jesu geweiht und wollen Seiner so oft verkannten Liebe durch unser ganzes Sein eine Antwort aufrichtiger Gegenliebe geben.
Wie das Herz Zentrum und Mitte der Person ist, so ist auch der Brennpunkt der göttlichen Liebe Sein Herz – das Herz des menschgewordenen Gottessohnes.
„Aus seiner geöffneten Seite strömen Blut und Wasser, aus seinem durchbohrten Herzen entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles.“, heißt es in Anlehnung an Joh 19,34 in der Präfation des Hochfestes vom Heiligsten Herzen…
„Mein göttliches Herz brennt so von Liebe zu den Menschen und besonders zu dir, dass es die Flammen dieses Feuers nicht mehr in sich verschließen kann.“ – So spricht der Herr zur Hl. Margareta Maria Alacoque und ermutigt uns dadurch, uns dieser Liebe ganz zu übereignen!
Die beständige Vereinigung mit dem heiligen Messopfer bzw. mit dem Kreuzesopfer Christi verstehen wir als die besondere Form unseres geistlichen Lebens und innersten Kern unserer Berufung.
Als Töchter des Herzens Jesu richten wir unseren Blick beständig auf den Gekreuzigten mit dem entschiedenen Bestreben, uns von Ihm ganz nach Seinem Bild umgestalten zu lassen um mit dem Hl. Paulus sprechen zu können: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.“ – Gal 2,20
In engster Verbindung mit dem Kreuzesopfer Christi steht die Hl. Messe – sie ist reale Erneuerung und Vergegenwärtigung von Leiden, Tod und Auferstehung unseres Herrn. Von der unüberbietbaren Größe, Lebensnotwendigkeit und Kraft des Hl. Messopfers überzeugt - auch im Blick auf unsere eigene Lebenshingabe, die aus sich selbst immer unvollkommen bleibt - vereinen wir uns mit der Hingabe des göttlichen Opferlammes auf dem Kreuz wie auch am Altar in der demütigen Gestalt der Hostie. Somit gewinnt alles, was wir sind und tun von der Hl. Messe her aus Gottes Kraft eine große Wirkmächtigkeit! Unser eigenes Leben will als Ganzes „Hl. Messe“ werden.
„Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst“ – Röm 12, 1
Aus diesen Gesinnungen lebt auch die (oft missverstandene oder wenig beachtete) Realität des allgemeinen, geistigen Priestertums aller Getauften. Unsere Gründerin, die sel. Maria von Jesus, hatte ein tiefes und umfassendes Verständnis davon und erkannte die Wichtigkeit dieser Glaubenswirklichkeit für das Leben der Kirche, was in ihr den Wunsch wachrief, dies insbesondere in ihrer Kongregation in die Tat umgesetzt zu sehen! Die Töchter des Herzens Jesu sollen aus dieser Grundwahrheit leben.
„Sühne“ bzw. Wiedergutmachung ist als Ausgleich oder Gegengewicht zu verstehen für alles, wodurch Gott zurückgewiesen und beleidigt wird, alles was Seine Ehre und aber auch Seine Liebe, Sein Herz verletzt… Dies geschieht durch die Sünde (was im Eigentlichen sagen will: jegliche Verweigerung der Liebe Gottes gegenüber) durch jeden einzelnen Menschen. Denn ausnahmslos jeder von uns ist in das Netz der Sünde auf irgendeine Weise verstrickt! Umso unbegreiflicher ist es angesichts dessen, dass Gott hier keinen Punkt macht, sondern uns trotz allem weiter liebt und sogar bereit ist, selbst für uns und an unserer statt in den Tod zu gehen – völlig ungeachtet dessen, dass diese Seine ultimative Liebeserklärung von sehr vielen unerwidert bleibt…
Unsere Liebe kann dabei im liebenden Herzen Gottes angesichts
dieser beständigen Zurückweisung einen Schmerz von ungeheurer Tragweite erahnen
(und nur die Liebe kann dies auch erahnen!). Eben daraus ergibt sich die
Notwendigkeit und der Wunsch, Ihm durch ein ernsthaftes Bemühen um Gegenliebe
und großherzige Hingabe Trost zu erweisen und dadurch bewusst ein Gegengewicht
zu setzen zu allem, was dieser Liebe Gottes entgegensteht,
sei es in uns selbst oder in anderen.
In dieser sühnenden Vereinigung mit Gott wird der Heilung der Welt von der innersten Wurzel her gedient.
Die Haltung der Sühne will sich auch dem Leiden stellen, denn sie
wurzelt in dem echten Wunsch nach Gleichförmigkeit mit Christus, der Sein Leben
als Sühnopfer für uns hingegeben hat! So will sie auch bewusst „Ja“ sagen zu
all dem, was Gott uns neben den vielen Höhepunkten auch an Tiefpunkten auf
unserem persönlichen Lebensweg bereithält! Dieses bewusste Bejahen ist übrigens
auch der Schlüssel zu echtem inneren Frieden und Freude. In dieser Spannung, dass ein Ja zum Leiden zu wahrer Freude führt, erkennen wir ein bedeutendes Geheimnis des christlichen Glaubens...
Nicht unerwähnt darf hier Kol 1,24
bleiben: „Jetzt freue ich mich in
den Leiden, die ich für euch ertrage. Ich ergänze in meinem irdischen Leben,
was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche
ist.“
Hier ist also auch die Haltung der
Stellvertretung einzuordnen, durch die wir bewusst auch für all jene vor Gott
stehen, die Ihn nicht kennen oder nichts mit Ihm zu tun haben wollen,...
„In Demut knien wir vor Dir, o göttliches Herz Jesu,
um uns ganz in Dein
Geheimnis hineinnehmen zu lassen.
Wir bieten uns an als Sühne für alle Schuld
unserer Welt,
für alles, wo wir Menschen uns dem Tun Gottes verschließen.
In
Liebe und Treue wollen wir unser JA sagen
und im Lobpreis stehen, wo das NEIN
zu Dir
die Welt verdunkelt.“
- aus einem Gebet zum Herzen Jesu
Lebensmittelpunkt der Töchter des Herzens Jesu ist die Hl. Eucharistie, „das Meisterwerk des Herzens Jesu“!
Während das Allerheiligste Altarssakrament den ganzen Tag über ausgesetzt ist, widmen wir uns abwechselnd der Anbetung – jede Schwester hat vormittags und nachmittags ihre Anbetungszeit. Sonntags und an Festtagen erlaubt der Tagesablauf auch zusätzliche Anbetungszeiten. Einmal im Monat, vor dem Herz-Jesu-Freitag, halten wir Nachtanbetung.
Wenn wir so von früh bis spät vor Gottes Angesicht stehen und auf die Hostie schauen, in der Gott uns in Jesus Christus so nahe kommt, dann erahnen wir etwas vom Himmel und dürfen erleben, dass hier der „Himmel auf Erden“ tatsächlich zu finden ist!
Anbeten will heißen, sich vor der
Größe und Heiligkeit Gottes zu beugen und gleichzeitig zu danken und voll
Freude zu jubeln über Seine Liebe, Seine Schönheit, Seine großen Taten, Sein
ganzes Wesen……!!!
Mit folgenden prägnanten Worten beschreibt der Katechismus der Katholischen Kirche das Wesen der Anbetung: "In der Anbetung wirft sich der Mensch vor
seinem dreimal heiligen Schöpfer nieder vor dem er sich als Geschöpf
erkennt." (552)
Diese Haltung der Anbetung soll allmählich unser ganzes
Sein durchdringen und unseren ganzen Tag bestimmen.
Die Heilige Schrift macht uns eindringlich klar, dass der
Preis unserer Erlösung und des „Lebens ins Fülle“ für uns kein geringerer ist
als das Blut Jesu: „Ihr wisst, dass ihr … nicht um einen vergänglichen Preis
losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut
Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel.“ – 1 Petr 1,18.
Das Blut Christi ist so das Lebensprinzip der Welt geworden – ob ihr dies bewusst ist oder nicht!
Wir
sind bestrebt, dieses unermessliche Geschenk von Gott anzunehmen und Ihn so als
unseren Erlöser zu ehren.
Daraus
ergibt sich für uns dann auch die innere Notwendigkeit, das Blut Christi
aufzuopfern, der Heiligsten Dreifaltigkeit diesen wirkmächtigsten Schatz
unseres Heils und unserer Heiligung vor Augen zu stellen – für die heilige
Kirche, für die Ankunft des Reiches Christi auf Erden, für alle Anliegen unserer
Zeit,…
„Himmlischer Vater, nimm an für die Bedürfnisse der heiligen Kirche und zur Sühne der Sünden der Welt, das kostbare Blut und Wasser die aus der Wunde des Herzens Jesu geflossen sind und sei uns barmherzig. Amen.“ – Mit diesen Worten beschließen wir die „sieben letzten Worte Jesu“, welche wir siebenmal am Tag beten.
Mit dem Gedanken der Sühne verbunden ist auch der Dank. Dankbarkeit Gott gegenüber ist für uns, wie die sel. Maria von Jesus sagt,„die Blüte der Wiedergutmachung“.
Wir stehen vor Gott vor allem als Beschenkte. Alles was wir sind und haben, ist aus der Gnade Gottes! Diese Erkenntnis möchte uns mit tiefer Dankbarkeit erfüllen. So sollte es für uns selbstverständlich sein, in einer Haltung des Dankes und des Lobpreises Gott mit einem Herzen voller Freude zu preisen und als unseren Schöpfer und Erlöser anzuerkennen, denn „Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade.“ – Joh 1,16 !!!
Dreimal am Tag beten wir auch in dieser Gesinnung der Danksagung das Magnifikat.
Der Priester ist für das Volk Gottes unersetzlich! Der hl. Pfarrer von Ars sagt: „Ohne das Sakrament der Weihe hätten wir den Herrn nicht. Wer hat ihn da in den Tabernakel gesetzt? Der Priester! Wer hat Eure Seele beim ersten Eintritt in das Leben aufgenommen? Der Priester! Wer nährt sie, um ihr die Kraft zu geben, ihre Pilgerschaft zu vollenden? Der Priester! Wer wird sie darauf vorbereiten, vor Gott zu erscheinen, indem er sie zum letzten Mal im Blut Christi wäscht? Der Priester, immer der Priester.”
Der Herr selbst bittet uns, auch um Priesterberufungen zu beten, wenn Er sagt: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ – Mt 9,37-38
Einen Widerhall
findet in uns aber auch der Schmerz Jesu über nicht ernst genommene Hingabe
gottgeweihter Menschen, die sich in besonders ausdrücklicher Weise Gott zu
unverbrüchlicher Liebe verpflichtet hat. Dies bekräftigt uns die Klage
Jesu an die Hl. Margareta Maria Alacoque, dass Ihn eben dies am schmerzlichsten
trifft, wenn eine Ihm geweihte Seele Ihm untreu wird! Im Blick darauf ist es uns also ein Herzensanliegen, alle Priester und
Gottgeweihten mit unserem Gebet und Opfer zu begleiten und unterstützen, damit
Gott in Ihnen findet, was Er erwartet! So müssen wir uns aber immer wieder auch
vor Augen halten, dass wir selbst Gott geweiht und doch schwache Menschen sind,
um in diesem Bestreben bei uns selbst anzufangen.
Im Geheimnis der Jungfrau Maria finden wir einen reichen Schatz an göttlicher Weisheit! In der Schule der „Magd des Herrn“, die „alles in ihrem Herzen bewahrte“ und Jesus in Seiner dunkelsten Stunde am Kreuz nicht verließ, die Gott in selbstloser Liebe ihr JA gab und es bis zum Ende durchhielt, wollen wir lernen, was es heißt, Jesus in Treue nachzufolgen. Ist Maria vielleicht sogar der sicherste und kürzeste Weg zu Gott? Auf jeden Fall können wir mit der Devise „durch Maria zu Jesus“, wie unzählige Heilige es gelebt und geraten haben (auch die sel. Maria von Jesus!), sicher sein, das Ziel zu erreichen!
Unsere Gründerin hört nicht auf, ihre Schwestern immer wieder an das Vorbild der Gottesmutter zu erinnern. Vor allem im letzten Abschnitt des Lebens Mariens meint sie das besondere geistliche „Erbe“ der Muttergottes für die Töchter des Herzens Jesu zu entdecken und übergibt es ihnen als komprimiertes Programm echter Christusnachfolge: