Als große Hilfestellung auf unserem Weg der Ganzhingabe betrachten wir die Klausur, in der wir leben. Um in allem wirklich ganz auf IHN ausgerichtet sein zu können, auf das EINE Wesentliche (vgl. Lk 10,42), bedarf es einer Atmosphäre des Schweigens, des Gebetes, der Einsamkeit und Zurückgezogenheit. Diese Komponenten bilden die Grundlage für ein kontemplatives Leben „mit Christus verborgen in Gott“ – Kol 3,3, das sich in beständigem Dialog mit Gott und in intensiver persönlicher Bindung an Ihn vollziehen will. Deshalb ist der eigentliche und hauptsächliche Sinn der (äußeren) Klausur die Förderung einer „inneren“ Klausur in uns selbst.
„Der Heilige Geist, der Jesus in die Wüste
geführt hat (vgl. Lk 4,1), lädt die Nonne ein, die Einsamkeit Jesu Christi zu
teilen, der sich »kraft des ewigen Geistes« (Hebr 9,14) selbst dem Vater
darbrachte. Die einsame Zelle, das geschlossene Kloster sind der Ort, an dem
die Nonne als Braut des fleischgewordenen Wortes ganz mit Christus in Gott
vertieft lebt. Das Geheimnis dieser Gemeinschaft wird ihr in dem Maße offenbar,
in dem sie, dem Heiligen Geist gehorsam und von seinen Gaben belebt, auf das
Wort des Sohnes hört (vgl. Mt 17,5), den Blick auf sein Antlitz richtet (vgl. 2
Kor 3,18) und sich bis zur letzten Hingabe an den Vater (vgl. Phil 2,5ff)
seinem Leben gleichgestalten lässt als ausdrücklichen Lobpreis." - Verbi Sponsa*
Unsere Lebensweise kann auch im Bild der Wüste gut ausgedrückt werden. Indem wir uns zurückziehen und unser Leben nicht nur auf das Wesentliche reduzieren sondern ganz bewusst zentrieren, lässt uns Gott die im Buch des Propheten Hosea beschriebene Erfahrung teilen: „Ich will sie in die Wüste hinausführen und sie umwerben.“ – Hos 2,16
„Von Gottes Schönheit ganz ergriffen, findet sie (Anm.: die Schwester) in der Klausur ihre Gnadenstätte und die vorweggenommene Seligkeit der Schau des Herrn.“ – Verbi Sponsa*
Die Klausur will aber ebenso in erster Linie ein Zeichen sein. Die Abgeschlossenheit, das Gitter, ist ein Zeugnis unserer Weihe an Gott, ein Zeichen der Trennung und der Zurückgezogenheit, die das Schweigen, die Keuschheit und die Demut erleichtert.
Antriebskraft zu einem deartigen Leben ist die Liebe. Sie ist es auch, die ein solches Leben sinnvoll macht und erfüllt. Von daher allein und aus der Perspektive des Glaubens erst wird Klausur begreifbar. "Die Liebe Christi drängt uns..." - 2 Kor 5,20
Indem wir das Kloster so gut wie
nie verlassen und es auch eine materielle Trennung zur Welt gibt, die
nur in bestimmten und seltenen Fällen durchbrochen wird, wollen wir
uns aber nicht von der Welt „abschotten“ sondern – ganz im Gegenteil – frei
werden
für eine viel umfassendere Verbindung mit ihr aus der Perspektive des
Glaubens.
Klausur ist innerhalb unserer Kongregation aber nicht gleichbedeutend mit Ortsstabilität. Die einzelnen Schwestern können im Laufe ihres Ordenslebens in andere Häuser gesendet werden. Alle unsere Ordenshäuser sind untereinander eng verbunden und bilden eine einzige Gemeinschaft. Neben der Einheit durch die gemeinsame Berufung äußert sich dies auch in der Gesamtstruktur des alltäglichen Lebens und Betens, die allen Häusern gleich oder ähnlich ist - im Kleinen wie im Großen.
Die Klausur hilft uns, zu welt–weiten Menschen zu werden, die mit
leidenschaftlichem
Herzen und von apostolischem Geist erfüllt, für alle Menschen
gleichermaßen da
sein wollen durch das Gebet und die Hingabe ihres Lebens – auch
stellvertretend.
KIRCHE MIT KLAUSURGITTER
SPRECHZIMMER
* Kongregation für die Institute des geweihten
Lebens, Instruktion "Verbi Sponsa" (1999)