05. Mär 2023
Am 27. Februar begingen wir den Gedenktag unserer Gründerin, der seligen Mutter Maria von Jesus Deluil-Martiny
"Die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt" - über diesen Vers der für den Festtag ausgewählten Lesung aus dem Epheserbrief legte uns P. Karl M. Schnepps ofm anlässlich der (trotz Fastenzeit) sehr feierlichen Heiligen Messe einige Gedanken vor. Er betonte in Seiner Predigt, dass alle Christen dazu berufen seien, den Weg der Erkenntnis der Liebe Christi zu beschreiten und sie für alle Menschen sichtbar zu machen. Auf besondere Weise aber - d.h. auf göttlichen Ruf hin - seien die Ordensleute dazu verpflichtet, vor der Welt diese Liebe Christi sichtbar zu machen und in der konkreten Nachfolge zu veranschaulichen. (P. Karl zitierte hierin Lumen gentium 46). In diesem Sinne ermutigte er uns auch, den Spuren unserer Gründerin zu folgen, die in ihrer ganz persönlichen Christusnachfolge sozusagen insbesondere im Abendmahlsaal und in Getsemani gelandet sei.
In den Abendmahlsaal und nach Getsemani - dahin nimmt Mutter Maria von Jesus auch uns - ihre Töchter und Erbinnen - mit. Wie der hl. Johannes, der im Abendmahlsaal an der Brust Jesu ruhte, wollen wir in Jesu Nähe auf Sein Herz hören und erfassen - und das können wir von der seligen Maria von Jesus ganz besonders gut lernen - was heute Jesu Herz tief verwundet um ihm schließlich zusammen mit unserer Gründerin darin ein Trost zu werden.
Maria von Jesus starb eines gewaltsamen Todes. Nicht selten hat sie ihre Sehnsucht zum Ausdruck gebracht, ihr Blut für den Herrn zu vergießen. Der Wunsch nach dem Martyrium aus Liebe wurde ihr am 27. Februar 1884 auf unerwartete Weise erfüllt, als sie aus Glaubenshass im Klostergarten vom Gärtner des Klosters, einem Anarchisten, erschossen wurde. Dieser Tag war ein Aschermittwoch, worin die Vorsehung Gottes uns wohl auch zeigen wollte, wie sehr sich dieser Tod mit dem Tod Jesu tatsächlich in eine Linie stellen lässt...
In ihren Briefen hören wir ein Echo ihres heiligen Verlangens, alles für den Herrn zu geben, Ihm gleichförmig zu werden: "Aber lieben heißt sich verschenken, lieben heißt sich ausliefern, lieben heißt sich anketten an das, was man liebt, lieben heißt brennen, lieben heißt sich verzehren, lieben heißt nichts verweigern, lieben heißt, alles der Liebe überlassen, lieben heißt von einer solchen Sehnsucht erfüllt sein, auf dass geliebt werde, was man selber liebt, dass einem nichts zu teuer ist, um dies zu erreichen, lieben heißt allenthalben tausend Leben, tausend Herzen zu suchen, um sie Gott aufzuopfern, um sie mit inniger Liebe zu Ihm zu erfüllen und sie dann als Siegespreis dem Geliebten zu Füßen zu legen. O Liebe, Liebe! O brennendes Feuer! Was sind schon tausend Leben, um sie Dir zu opfern, was sind schon tausend Herzen, um sie Dir zu weihen? Meine Tochter, lieben wir denjenigen, der uns so sehr geliebt hat! O Jesus, mache weit unsere Herzen, vermehre unsere Fähigkeit zu lieben, und darum vermehre aus unsere Fähigkeit zu leiden, uns aufzuopfern, uns zu verdemütigen, in unser Nichts unterzutauchen, und uns von Deinen Schmerzen durchdringen zu lassen, damit wir eines Tages Deiner triumphierenden Liebe im Himmel beigesellt werden! Lieben wir die Liebe!"
Ganz bewusst bejahte die selige Maria von Jesus diese unvorhergesehene und doch so lange innerlich vorbereitete Lebenshingabe, indem sie ihrem Mörder verzieh. Augenzeugen hörten sie die letzten Worte sprechen: "Ich verzeihe Ihm - für das Werk!" Die Worte "Für das Werk" wiederholte Maria von Jesus dreimal - jedesmal noch akzentuierter und mit großer Mühe. Für uns Töchter des Herzens Jesu ist es ein einzigartiges Privileg, eine Gründerin zu haben, die für ihren Orden (= "das Werk") und somit für jede einzelne von uns ihr Blut hingegeben hat. Dennoch - und so mahnte P. Karl im Hinblick auf jede/n Heilige/n den/die wir verehren: Wir dürfen uns nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern müssen selbst in die Nachfolge treten! Ihre Herrlichkeit und deren Anerkennung seitens der Kirche soll für uns kein Anlass sein, alles schon als vollbracht zu betrachten - denn nun ist jeder von uns an der Reihe, den Spuren des Herrn zu folgen...