27. Aug 2021
Auch in diesem Jahr durften wir wieder eine beachtliche Zahl von Pilgern anlässlich der jährlichen groß angelegten Herz-Jesu-Wallfahrt in unserer Basilika willkommen heißen.
Das
inhaltlich dicht und geistlich sehr reichhaltig gestaltete Programm der 21.
Herz-Jesu-Wallfahrt vom 27.-29. August, vor allem aber die Strahlkraft des
Herzens Jesu, zogen auch heuer wieder nicht nur zahlreiche Teilnehmer aus ganz
Österreich, sondern ebenso aus Kroatien und Slowenien an. Als Hauptzelebrant und
Festprediger durften wir heuer Dr. Ignaz Steinwender (Pfarre Zell am Ziller)
begrüßen. Mit ihm konzelebrierten 7 Priester beim feierlichen Hochamt.
Ziel der Wallfahrt ist es, die Aufmerksamkeit der Gläubigen vom „Rande“ weg
wieder hin zur „Mitte“ zu lenken – zum Herzen Jesu; sie will aber ebenso Sühne
sein und Stellvertretung für die vielen Menschen, die in unserer Zeit diese
Mitte verloren oder verlassen haben und die Liebe dieses göttlichen Herzens ausschlagen.
Wir danken dem Wallfahrtskomitee für die die großartige Organisation und
Gestaltung sowie allen Wallfahrern für Ihr Kommen! Möge der reiche Segen, der
an diesem Wochenende spürbar wurde auch weiterhin seine Früchte tragen, in den
Alltag jedes einzelnen und auch in die gottvergessene Welt hinein.
Nicht zuletzt würdigen wir mit herzlichem Dank Dr. Ignaz Steinwender. Da seine
Predigt bislang nicht online ist, möchten wir an dieser Stelle die Ansprache
der vorletzten Wallfahrt teilen, die vom em. Diözesanbischof Dr. Klaus Küng
gehalten wurde.
Und: Wir freuen uns auf nächstes Jahr!
HERZ-JESU-WALLFAHRT | 29.8.2020 | Festpredigt vom Em. Diözesanbischof Dr. Klaus Küng
Liebe Brüder und Schwestern!
Im Eröffnungsvers der Festmesse zur Verehrung des heiligsten Herzens
Jesu heißt es: „Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, die Pläne
seines Herzens überdauern die Zeiten: Er will uns dem Tod entreißen und
in der Hungersnot unser Leben erhalten.“ Das ist ein sehr schönes Wort
aus dem Psalm 33.
Zunächst die erste Aussage: „Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig
bestehen“: Schon in Bezug auf den Alten Bund hörten wir aus dem Buch
Deuteronomium in der 1. Lesung: „Daran sollst du erkennen: Jahwe, dein
Gott, ist … der treue Gott; noch nach tausend Generationen achtet er auf
den Bund.“ Den Neuen Bund hat Jesus geschlossen wie Johannes schreibt
(2. Lesung): „Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass
Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn
leben.“ Wir können es nie wirklich begreifen: Er ist unter uns
gegenwärtig.
Wir wenden uns in dieser Wallfahrt dem Herzen Jesu zu. In ihm zeigt sich
die unendlich große Liebe Gottes. Es ist ein tiefgründiges Geheimnis,
uns ganz nahe durch die Kirche. „Die Pläne seines Herzens überdauern die
Zeiten“. Die Menschen wissen es nicht. Nur wenige nehmen es wahr.
Nach dem Tod wurde sein Herz durch die Lanze des Soldaten durchbohrt
„und sogleich floss Blut und Wasser heraus“; Johannes bezeugt es
geradezu feierlich (vgl. Joh 19,34). Man hat das immer in dem Sinn
verstanden, wie es im Tagesgebet der heutigen Messe ausgedrückt wird:
Dieses Herz ist „eine Quelle göttlichen Erbarmens“, aus der wir „die
Fülle der Gnade und des Lebens empfangen“.
Der Blick auf das offenstehende Herz Jesu besagt uns, was im 2. Teil des
anfangs gelesenen Eröffnungsverses (vgl. Psalm 33,19) ausgedrückt ist:
„Er will uns dem Tod entreißen und in der Hungersnot unser Leben
erhalten“.
In jeder Eucharistiefeier wird das Paschamysterium – sein Tod am Kreuz
und seine Auferstehung – vergegenwärtigt. Auch das können wir niemals
ganz begreifen. Es geschieht in der Form eines Mahles, sodass wir
teilhaben, ja, mit ihm eins werden können. Der Blick auf das Herz Jesu
macht uns bewusst: Wir sind nicht allein in unserem Kampf, Gott ist mit
uns. Das ist aber nicht bloß eine Ermutigung. Es ist mehr.
Das Herz Jesu ist ein menschliches Herz aus Fleisch und Blut so wie
unser Herz. In diesem seinem menschlichen Herzen schlägt eine göttliche
Liebe, denn Jesus ist nicht nur Mensch wie wir, er ist zugleich Gott,
der menschgewordene Sohn Gottes. Gerade im Durchbohrt-Sein dieses seines
Herzens verbirgt sich ein Ruf Gottes, der „uns geliebt und seinen Sohn
als Sühne für unsere Sünden gesandt hat“ (2. Lesung). Er will, dass wir
bei der Rettung der Menschen mittun. Er möchte, dass wir lieben lernen,
wie er geliebt hat, mit seiner Liebe. Können wir einfach zuschauen, wie
viele Menschen in den Abgrund unterwegs sind?
In der heutigen Zeit kann einem die Frage kommen: Findet Gott überhaupt
noch Zugang in dieser unserer Welt? Manchmal könnte man fast die
Versuchu.ng haben zu denken, dass Gott gar keinen Platz hat, nicht mehr
gebraucht wird: Durch die veränderten Lebensverhältnisse mit einer
Wissenschaft, die versucht ist, selbst Gott zu spielen, mit den
elektronischen Medien, die omnipräsent sind fast wie Gott und ganz in
Beschlag nehmen, mit den Möglichkeiten moderner Digitalisierung und
mächtigen Lobbys, die eine Gesellschaftsveränderung anstreben, so als ob
es keine Schöpfungsordnung gäbe, so als könnten wir alles selbst
ordnen. Angesichts dieser Entwicklungen scheinen wir als Einzelne
machtlos, in gewissem Sinn sind wir es auch, vermutlich selbst dann,
wenn wir versuchen, Gruppen zu bilden. Und doch gibt es einen Weg, der
wirksam ist und der Hoffnung gibt.
Jesus hat zu seinen Jüngern gesagt: „Liebt einander, wie ich Euch
geliebt habe.“ Es geht darum, seine Liebe gegenwärtig zu machen. Und das
ist möglich.
Vielleicht wird es nicht zielführend sein, wenn wir, womöglich
verbittert, zu Buße und Umkehr aufrufen, womit ich nicht sagen will,
dass wir das nicht doch manchmal tun sollen, vielleicht tun müssen, aber
ohne Bitterkeit. Papst Franziskus rät christlichen Eheleuten davon ab,
ihren Kindern lange Predigten zu halten, die in der Regel nicht gut
ankommen; notwendig sei, dass sie mit der Hilfe Gottes möglichst
konsequent ihrer Berufung als Eheleute entsprechen und dass sie ihre
Kinder wirklich gerne haben. Dann finden die Kinder fast immer den Weg
zu echtem Christsein.
Was es braucht, das sind Christen, die liebende Menschen sind, die ihre
Verantwortung wahrnehmen, die um Verlässlichkeit und Aufrichtigkeit
bemüht sind, die zum Glauben stehen, aber auch umgänglich sind und zur
Zusammenarbeit bereit, bereit auch zu Vergebung. Wenn in ihrem Leben und
in ihrer Arbeit die Liebe Christi am Werk ist, dann bestehen gute
Chancen, dass von den anderen Christus entdeckt wird, weil die Liebe
Christi anzieht. Er hat es prophezeit und diese Prophezeiung hat ihre
Gültigkeit, auch heute und morgen: „Wenn der Menschensohn von der Erde
erhöht ist, zieht er alle zu sich“. Notwendig ist eine Revolution der
Liebe, die fast immer im Kleinen anfängt, die letztlich von Gott kommt,
bzw. von Christus und seinem Herzen ausgeht.
Aber möglicher Weise fehlt noch etwas: Unser Problem besteht darin, dass
wir, trotz aller guten Vorsätze, dann doch immer wieder schwach werden.
Wie kann ich da bei der Rettung der Menschen durch Christus mittun? Das
ist in der Tat ein Problem. Aber ist nicht gerade auch das ein Grund,
seinen Ruf zu hören: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere
Lasten zu tragen habt“? Auch wir brauchen seine Hilfe, oft brauchen wir
Vergebung, oft müssen wir von neuem beginnen. Das gehört sogar
wesentlich zum Christsein. Oft müssen wir Zuflucht suchen beim Herzen
Jesu, und zwar unseretwegen, müssen Jesus bitten, er möge uns
verwandeln. Unser Herz soll dem seinen ähnlicher werden. Gerade so wird
unser Zeugnis glaubwürdiger. Zeugnis geben bedeutet nicht über den
Schwierigkeiten schweben. Alle sind wir aus dem gleichen Holz
geschnitzt! Christus aber hilft, er hilft uns, hilft jedem, auch dem
Schwächsten. Gerade das sollen wir bezeugen! So entsteht wahre Hoffnung,
so wächst seine Liebe, so beginnt, seine Kraft zu wirken. Und er zieht
viele an, auch in den gegenwärtigen Verhältnissen, und in den
zukünftigen wird es nicht anders sein.
Gehen wir auch zum Herzen seiner und unserer Mutter, gehen wir zu Maria.
Sie wird uns mit ihrer Fürsprache beistehen und wir werden Zugang
finden bei ihrem Sohn und bei seinem Herzen.