29. Dez 2023
Später Nachklang der Herz-Jesu-Wallfahrt vom 25.-27. August 2023. Lesen Sie hier die Festpredigt und das (Herz-Jesu-)Lebenszeugnis von Fr. Iva Pavkovic nach und halten Sie einen kleinen Rückblick, der zugleich Prolog zur Vorfreude aufs das nächste Mal sein will...!
Seit einem guten Jahr bin ich Pfarrer der Pfarrei St. Fridolin in Ruggell, in deren Pfarrkirche der linke Seitenaltar dem Herzen Jesu geweiht ist. Das ist nicht untypisch für einen 1925 errichteten, neugotischen Altar. Die Herz-Jesu-Verehrung war damals in «Mode». Vielleicht nicht so häufig kommt es vor, dass neben der Statue des Heiligsten Herzens Jesu zwei heilige Ordensfrauen stehen: Die hl. Margareta Maria Alacoque und die hl. Gertrud von Helfta oder Gertrud die «Große», wie sie als einzige deutschsprachige Heilige auch genannt wird. Es ist anzunehmen, dass diese Komposition vom Künstler oder von der Pfarrei bewusst gewählt wurde, weil hinter diesen beiden Heiligen jeweils ein theologisches Programm der Herz-Jesu-Verehrung steht, dem wir heute ein wenig nachgehen wollen.
1. Was bedeutet die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu?
Die Antwort ist für Sie als glühende Verehrer des Herzens Jesu, die eigens zu dieser Wallfahrt nach Hall gekommen sind, natürlich eine Selbstverständlichkeit, die man dennoch einmal auch ausdrücklich erwähnen darf: Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, wird unter dem Gesichtspunkt seiner durch sein Herz symbolisierten Liebe verehrt.
2. Was sind die biblischen Quellen der Herz-Jesu-Verehrung?
Den dazugehörigen Grundtext findet man im Johannesevangelium. Nach dem Bericht vom Tode Jesus am Kreuz, lesen wir:
«Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben sollten - dieser Sabbat war nämlich ein großer Feiertag -, baten die Juden Pilatus, man möge ihnen die Beine zerschlagen und sie dann abnehmen. Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine, dann dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus» (Joh 19,31-34).
Dazu gehört auch die Stelle einer Rede Jesu vor dem hohen Rat:
«Am letzten Tag des Festes, dem großen Tag, stellte sich Jesus hin und rief: Wer Durst hat, komme zu mir und es trinke, wer an mich glaubt! Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen» (Joh 7,37-38).
Am Kreuz flossen aus dem Leichnam Jesu bzw. aus dem durchbohrten Herzen des Gekreuzigten Blut und Wasser. Jesus sagte vor dem Hohen Rat, dass dies Ströme von lebendigem Wasser sind, und schon die frühe Kirche bzw. die frühen Kirchenväter haben das aus der Seite Jesu fließende Blut und Wasser als die Kirche und als ihre Sakramente interpretiert.
In der Präfation der Votivmesse vom Heiligsten Herzen Jesu heißt es denn auch:
«Aus seiner geöffneten Seite strömen Blut und Wasser, aus seinem durchbohrten Herzen entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles.»
3. Was ist der Beitrag der hl. Gertrud der Großen (1256-1301/2) zur Herz-Jesu-Verehrung?
Die hl. Gertrud gehört zu den mittelalterlichen Mystikern, von denen Impulse zur Herz-Jesu-Verehrung ausgingen. Gestützt auf einen Kommentar zum Hohen Lied des hl. Bernhard von Clairvaux, wurde für die Mystikerinnen von Helfta die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu, aus dem die Sakramente der Kirche entspringen, zu einem wesentlichen Teil ihrer Spiritualität. Am Fest des hl. Johannes des Evangelisten hatte Gertrud eine Vision, in der sie ihr Haupt neben die Seitenwunde Christi bettete und den Schlag des Herzens Jesu hörte. In der Vision fragte sie den hl. Johannes daraufhin, ob er beim Letzten Abendmahl den Schlag des Herzens Jesu gehört und warum er darüber nichts geschrieben habe. Der hl. Johannes erwiderte, diese Offenbarung sei für kommende Zeitalter bestimmt, wenn die erkaltete Welt sie brauche, um ihre Liebe neu zu entfachen.
Die Zeit, in der wie leben, darf man durchaus als eine Zeit beschreiben, in der die Liebe zum HERRN wieder neu zu entfachen ist: Mit Johannes hören wir den Herzschlag Jesu. Es ist das Herz, das voll Liebe für uns schlägt. Das ist nicht einfach Theorie oder Theologie als abstrakte Wissenschaft. Das soll zum alltäglichen Glauben für uns werden: Viele Menschen habe es heute schwer – und auch früher war manches nicht einfach. Viele leiden unter Mutlosigkeit oder Depressionen. Nur schon die Tatsache, dass Gottes Herz aus Liebe für jeden von uns – für dich und mich – ständig schlägt, ist ein steter Trost. Ich darf mich jederzeit – gerade auch in Prüfung und Not – im Herzen Jesu, d.h. in der Liebe Gottes, geborgen wissen.
Bei der hl. Gertrud findet sich ein weiterer Gedanke: Das göttliche Herz steht in engstem Bezug zum Herzen des Menschen, das zur Wohnung Gottes wird; zum Beweis gegenseitiger: Vertrautheit («familiaritas») kommt es zum Herzenstausch. Das göttliche Herz soll in unserem Herzen schlagen.
Gertruds Gottesbild, das sie nicht nur der Bibel, sondern auch ihrer persönlichen Christuserfahrung entnimmt, ist sehr positiv. Sie erfährt Gott als den liebevollen Vater, der sie durch Christus anspricht, zärtlich liebt und um ihre Gegenliebe bittet. Im vergöttlichten Herzen Jesu, zu dessen Verkünderin Gertrud wurde, findet sie eine Zuflucht in allen Lebenslagen, und zugleich tiefe liebende Gemeinschaft mit dem Erlöser und umfassende Geborgenheit. Durch die mystische Erfahrung des Herzenstausches weiß sie, dass sie von Christus zur innigsten Gemeinschaft und Freundschaft berufen ist, dass er geduldig ihre Schwächen und Grenzen erträgt und ihr immer wieder die Hand zum Neuanfang reicht. Er ist bereit, alles zu ergänzen, was ihr fehlt, und sie bekennt, dass sie alles, was sie unternimmt, stets durch das Herz ihres Herrn tut, so wie ein Musiker auf seinem Instrument spielt.
4. Was waren die Visionen der hl. Maria Margareta Alacoque (1647-1690)?
Der Gedanke der Sühne im Zusammenhang mit der Herz-Jesu-Verehrung stand bei der hl. Margareta Maria Alacoque im Vordergrund, auch wenn man ihn schon vorher, etwa bei den Kartäusern findet.
1671 trat Margareta Maria Alacoque in den Orden von der Heimsuchung Mariens (Salesianerinnen) (gegründet 1610 von den Heiligen Franz von Sales und Johanna Franziska von Chantal) in Paray-le-Monial ein. Ihr Leben im Heimsuchungskloster war sehr schwierig. Bereits als Kind und Jugendliche hatte sie mehrere Visionen, die sich nach ihrem Eintritt ins Kloster häuften. Ihre Mitschwestern verspotteten und demütigten sie deswegen. Margareta Maria bekam zudem in ihren Visionen den Auftrag, auf Missstände hinzuweisen, die sich unter den Schwestern eingebürgert hatten. Dadurch wird man nicht beliebt, auch in einem Kloster nicht. Am 27. Dezember 1673 hatte Margareta Maria eine Vision, in der Jesus Christus sie beauftragte, sich für die Verehrung seines göttlichen Herzens einzusetzen. In den folgenden eineinhalb Jahren folgten weitere drei Visionen, in denen Jesus Christus Margareta Maria auftrug, sie möge sich dafür einsetzen, dass jeder erste Freitag im Monat und der zweite Freitag nach dem Fronleichnamsfest der besonderen Verehrung des Herzens Jesu gewidmet sein solle.
Am Abend des 20. November 1677 erhielt Margareta Maria in einer Vision den Auftrag, öffentlich vor der gesamten Gemeinschaft zu sagen, Gott hätte sie als „Sühneopfer“ für die Sünden der Schwestern auserwählt, weil diese nicht bereit waren, sich zu ändern. Man beschimpfte Margareta Maria, schrie sie an, verspottete sie. Als sie später auf dem Weg zu ihrer Zelle war, wurde sie von einer Gruppe von Mitschwestern regelrecht überfallen. Sie rissen ihr den Schleier herunter und schlugen ungezügelt auf sie ein. Am nächsten Tag bereuten die Schwestern zwar ihr Verhalten und begannen mit Margareta Maria höflicher umzugehen, blieben aber trotzdem weiterhin reserviert. Margareta Maria war in dieser Zeit oft monatelang krank, und dann plötzlich wieder gesund. In der Gemeinschaft regte sich dadurch verständlicherweise erneut Unmut. Margareta Maria wurde als Heuchlerin bezeichnet, die ihre Krankheit nur vortäusche, um keine Arbeiten in der Gemeinschaft übernehmen zu müssen. Heilige sind für ihre Mitmenschen nicht immer einfach. Margareta Maria Alacoque wurde am 18. September 1864 von Papst Pius IX. selig- und am 13. Mai 1920 von Papst Benedikt XV. heiliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 16. Oktober. Wir sehen den zeitlichen Bezug der Heiligsprechung Margarateas und der Entstehung des Ruggeller Seitenaltars.
Was ist der Kern ihrer Visionen?
Da ist einmal die konkrete Verehrung des Heiligsten Herzens Jesus an den Herz-Jesu-Freitagen, d.h. an den ersten Freitagen im Monat durch Beichte, Besuch der hl. Messe mit würdigem Kommunionempfang, in der Regel gefolgt von eucharistischer Anbetung und eucharistischem Segen. Sehr tröstlich ist in diesem Zusammenhang die große Verheißung, die Jesus Margareta in einer Vision anvertraute:
«Ich verspreche dir im Übermaße der Güte Meines Herzens, dass Meine allmächtige Liebe allen, die in neun aufeinanderfolgenden Monaten am ersten Freitag die heilige Kommunion empfangen, die Gnade aufrichtiger Reue in der Todesstunde verleihen wird, so dass sie nicht in Meiner Ungnade sterben, sondern die heiligen Sakramente empfangen, und in der letzten Stunde einen sicheren Zufluchtsort finden in Meinem Herzen.»
Dann geht das Herz-Jesu-Fest jeweils am zweiten Freitag nach dem Fronleichnamsfest auf sie zurück. Jesus sagte ihr in einer Vision: «Sieh hier das Herz, das die Menschen so sehr liebt, dass es nichts gespart hat, um sich zu opfern, und zu erschöpfen in Liebesbeweisen; und als Dank empfange ich von den meisten Menschen nur Kälte, Unehrerbietigkeit, Verachtung und Sakrilegien in diesem Sakrament der Liebe. Was mich aber am meisten schmerzt, ist, dass Herzen, die Mir besonders geweiht sind, Mir auf diese Weise begegnen. Darum verlange Ich von dir, dass der erste Freitag nach der Fronleichnamsoktav ein besonderer Festtag zur Verehrung Meines Herzens werde; dass man an dem Tage sich dem heiligen Tische nahe, und einen Ehrenersatz leiste, zur Sühnung all der Beleidigungen, welche Meinem Herzen, seit es auf den Altären weilt, zugefügt wurden, und ich verspreche dir, dass Mein Herz diejenigen im reichsten Maße den Einfluss seiner Liebe fühlen lassen wird, die es verehren, und die sorgen, dass es auch von andern verehrt werde.»
Hier
kommt der Gedanke der Sühne ins Spiel: Warum hat Jesus Leiden und Tod auf sich
genommen? Um Sühne zu leisten für unsere Sünden und uns dadurch zu erlösen. Die
Sünden der Menschen rufen nach Wiedergutmachung. Wenn wir dies für unsere
eigenen Sünden tun, nennen wir das «Buße». Wenn Jesus zur Wiedergutmachung für
Sünden litt und starb, dann war es nicht für seine eigenen Sünden, sondern für
unsere. Es war also nicht Buße, sondern Sühne, weil als Wiedergutmachung für
die Sünden anderer gedacht. Und auch wir sind eingeladen, zur Wiedergutmachung für
alle Beleidigungen, die Gott erdulden muss, uns am Sühnewerk Christi zu beteiligen.
Geliebte im Herrn!
So haben wir mit Zitaten aus der Heiligen Schrift und mit einem Blick auf das Leben und Lehren zweier heiliger Ordensfrauen einige Aspekte der Herz-Jesu-Verehrung betrachtet:
- Das Herz Jesu als Bildnis der Liebe Gottes und als Quelle und Ursprung der Kirche und der Sakramente.
- Bei der hl. Gertrud der Großen der Gedanke des Herzenstausches, d.h. ein Leben in inniger Freundschaft und Vereinigung mit dem Herrn.
- Bei der hl. Margareta Maria Alacoque konkrete Anweisungen für die Herz-Jesu-Verehrung jeweils an den ersten Freitagen im Monat und am Herz-Jesu-Fest am zweiten Freitag nach Fronleichnam verbunden mit dem Gedanken der Sühne.
Lassen Sie mich schließen mit drei Zitaten der hl. Margareta Maria:
«Das Herz Jesu verehren, heißt nicht so sehr Gebete sprechen, als sich seinen Tugenden gleichförmig machen.» (zit. nach Hildegard Waach, Margareta Maria Alacoque. Botin des Herzens Jesu, Eichstätt 1992, S. 151)
«Jesus Christus kennt keine Kompromisslösungen. Er will alles oder nichts.» (Waach, 151)
«Beunruhigen Sie sich nicht, sondern haben Sie großes Vertrauen auf die barmherzige Güte des Heilands.» (Waach, 163)
Liebe Pilger,
Hvaljen Isus i Marija! Gelobt seien Jesus und Maria! Ich darf Euch heute bezeugen, wie in meinem Leben Gottes Vorsehung am Werk war, wie ich langsam die Liebe Gottes in meinem Alltag zu ent-decken begonnen habe und wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass ich jetzt hier mit Euch sein darf. Für mich überraschend hat mich Wallfahrtsdirektor P. Josef darum gebeten und aus großer Dankbarkeit für alles, was mir und meiner Familie von dem lieben Gott geschenkt wurde, habe ich zugesagt.
Wenn ich auf mein Leben zurückschaue, wird mir bewußt, dass es vom Anfang an mit einer liebe-vollen Hand geführt wurde. Obwohl mein Vater meine Mama verlassen hat als ich nur 6 Monate alt war, erlebte ich eine frohe Kindheit und konnte viel Liebe in der Familie empfangen, natürlich von meiner Mama und besonders auch von meinen Großeltern; viel Zeit und Aufmerksamkeit wurden mir geschenkt. Ich war ein schüchternes Kind, aber Schritt für Schritt, besonders durch die Reisen, Sprachkurse im Ausland und Wanderungen mit einer Gruppe aus Alpenverein habe ich gelernt, mit mehr Sicherheit anderen Leuten zu begegnen. Damals wußte ich nur sehr wenig über Jesus und Maria; meine Familie war nicht gläubig. Aber dank einer Freundin meiner Mama wurde ich getauft als ich 2 Jahre alt war; später empfing ich auch die Erste Hl. Kommunion. Diese Freundin war meine Taufpatin, mit dem schönen Namen Maria; nachdem sie in die Pension gekommen ist, hat sie ein gottgeweihtes Leben begonnen und ist bei den Schwestern der Mutter Teresa eingetreten (Missionaries of Charity). Sie war 10 Jahre in Kalkutta, Indien und dann im ersten Haus der Schwestern in Zagreb. Sie hat immer für mich gebetet und regelmäßig meiner Mama geschrieben. Dank meiner Taufpatin durfte ich die heilige Mutter Teresa persönlich kennen lernen. Aber da war ich noch immer vom richtigen Glauben sehr weit weg.
Beim Studium von Biologie und Chemie hat Gott wieder einmal in mein Leben eingegriffen und auf meinen Weg zuerst eine lebhafte, gläubige Freundin – Stephanie - gesandt, die mir viel über ihre große, gläubige Familie erzählte (mit 7 Kindern) und mich mit den Fragen über Gott, ewiges Leben, Sünde, Rettung der Seele usw. konfrontierte. Bald lernte ich auch einen Freund, Marko, in der Bergsteiger-Gemeinschaft kennen, der auch regelmäßig zur Kirche ging. So haben die zwei begonnen, mich näher zum lieben Gott zu bringen, weil für mich damals, alles so gut verständlich war ohne Gott.
Doch, hat nicht eben die Liebe des Heiligsten Herzens durch meine Taufpatin und diese zwei Freunde gewirkt und die erste Samen des Glaubens eingepflanzt?
Bei den ewigen Gelübden meiner Taufpatin Maria waren meine Mama, Stephanie und ich in Rom. Es war wunderschön, aber ich war dort noch mehr als Tourist, als ein Wallfahrer. Dank der Schwestern von Mutter Teresa erhielten wir bei einer Audienz mit dem Papst Johannes Paul II. in der ersten Reihe einen Platz und konnten den Papst persönlich begrüßen. … Diesen Moment, als ich Papst Johannes Paul II. meine Hand geben durfte, habe ich als einen Höhepunkt unseres Aufenthaltes in Rom erlebt. Die Wärme und Freude in den Augen des Papstes sind noch immer lebendig in meinem Herzen. Diese Gnade hat mich vielleicht für das nächste wichtige Ereignis vorbereitet.
Mit meinem gläubigen Freund Marko und noch vielen Jugendlichen fuhr ich Ende Dezember 1984 nach Barcelona, zum internationalen Jugendtreffen, organisiert von der Taize-Gemeinschaft. Da wir Spanisch gelernt hatten, war es eine günstige Möglichkeit, auch das Land Spanien kennen zu lernen und die Sprache zu üben… Diese Reise, eigentlich Wallfahrt, hat mein Leben aber völlig verändert. Als Tourist abgereist, bin ich als echte Pilgerin zurückgekehrt; als eine neue Person, die zwar außen dieselbe war, aber innerlich ganz neu geworden ist. Wie ist das passiert? Unsere Gastgeber, ein gläubiges Ehepaar, aktive Mitglieder der Legion Mariens, die leider keine eigene Kinder haben konnten, haben mir so viel Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung geschenkt und wir haben uns so gut verstanden (mehr in den Herzen und weniger durch Wörter), dass sie in diesen fünf Tagen wie meine zweiten Eltern geworden sind. Beim Abschied, weinend, habe ich es ihnen gesagt, und sie sagten dann zu mir: „Du bist unsere erste Tochter!“ Ich war tief berührt. Die gemeinsamen Gebete (gesungene Psalmen) in den wunderschönen gothischen Kirchen von Barcelona, die Wärme und Liebe dieses katalonischen Ehepaars, die tiefen Gespräche über den Glauben, die ganze Atmosphäre voll Freude und Frieden und ein unvergessliches Gefühl der Ein-heit (ein Herz und eine Seele) haben meine Seele so glücklich und erfüllt gemacht, wie nie zuvor. Diese Erfahrung der Liebe, die nur aus dem Herzen Jesu ausgegossen sein konnte, hat den kleinen Samen des Glaubens mächtig zum wachsen gebracht und begonnen, Früchte zu bringen. Vorher haben Marko und Stephanie mir über Gott und seine Liebe erzählt; jetzt habe ich aber die Liebe Gottes tief in meinem Herzen erfahren! Das war der Anfang meiner Bekehrung.
Jetzt mußten sich Marko und Stephanie nicht mehr bemühen, mich für Gott zu begeistern; es wurde irgendwie für mich ganz selbstverständlich, dass ich am Sonntag zur Hl. Messe komme; eine neue Welt wurde für mich geöffnet, als ich den Weg des Glaubens gefunden habe. Vorher konnte ich die Schönheit der Natur bewundern: besonders in den Bergen und an unserer schönen Adria. Ich konnte viel Freude beim Musik hören oder beim Singen im Chor erfahren, dankbar neue Freunde kennenlernen usw. Jetzt aber hatte alles, was gut und schön und erbauend für mich war, eine ganz neue Bedeutung bekommen. Ohne über den Glauben viel zu wissen, konnte ich in meinem Herz empfinden:
- Es ist der liebe Gott, der dahintersteht und diese ganze Welt für uns so wunderbar geschaffen hat!
- Es ist Gott, der durch verschiedene Menschen, Situationen und Umstände wirkt und uns mit Seiner liebevollen Hand auf unserem Lebensweg führt.
Ich habe angefangen, eine bedeutende Frage zu stellen: was will Gott von mir? Wie selbstverständlich wuchs der Wunsch in mir, das Sakrament der Firmung zu empfangen. In der Vorbereitung dafür habe ich viel in der Bibel gelesen, besonders das Neue Testament. Es war alles neu und wunderbar, und das Mosaik meines tieferen Verstehens dieser Welt begann Schritt für Schritt sich zu ergänzen. Stephanie war meine Firmpatin und schenkte mir zur Firmung einen Katechismus.
Der nächste Schritt ist auch ganz natürlich gekommen: mein gläubiger Freund Marko ist nach 3 Jahren mein Ehemann geworden. Wir heirateten in der kleinen, alten St. Martins-Kirche in Zagreb als ich 22 Jahre alt war, am 12. September; erst später wurde mir bewusst, dass es der Festtag Mariä Namen ist! Unsere Freunde aus dem Taize-Kreis haben bei der Hl. Messe gesungen, Gitarre und Geige gespielt; so haben wir uns gegenseitig – begleitet von diesen so schönen Psalmen – das Sakrament der Ehe gespendet.
Seit meiner Kindheit wollte ich eine große Familie haben und mit großer Dankbarkeit darf ich euch sagen, dass uns Gott jedes zweite Jahre ein Kind geschenkt hat; bei der 5. Schwangeschaft sogar Zwillinge. Wieder habe ich, jetzt zusammen mit meinem Mann, eine neue Welt kennengelernt: Mutter zu sein. Unsere Freunde aus Barcelona haben gerne zugesagt, Taufpaten unserer ersten Tochter Dora zu sein. Wir sind bis zu ihrem Tod im Jahr 2020 bzw. 2021 sehr eng verbunden geblieben. Das Verhältnis zwischen Mercedes und Jose war für uns ein dauerndes Vorbild der echten ehelichen Liebe.
Im Jahr 2002 bin ich ein aktives Mitglied der Legion Mariens geworden, weil Merce und Jose bei unseren Besuchen (in Spanien) immer wieder begeistert über die Legion Mariens gesprochen ha-ben und immer wieder erwähnt hatten, dass es die Legion auch in Kroatien gibt. Zu meiner großen Überraschung habe ich Legion Mariens in meinem eigenen Ort gefunden, wo ein Präsidium bereits seit eineinhalb Jahren in aller Verborgenheit wirkte. Hier habe ich sehr viel gelernt; mein Glaube wurde gefestigt, die Beispiele der tiefgläubigen Legionären und ihr apostolischer Eifer waren ganz ansteckend, und nach der Winterschule im Stift Göttweig im Jahr 2004 (wohin mich das damalige Comitium Zagreb gesandt hat, weil ich Deutsch konnte) habe ich als Apostolat mit einer Nazaretgruppe bei uns zu Hause begonnen, mit unseren Kindern und ihren Freunden, die noch immer wirkt. Durch die Legion Mariens habe ich die Lehre des hl. Ludwig von Montfort kennengelernt. Seine Biographie hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Immer habe ich gerne Bücher gelesen, aber jetzt habe ich geistliche Bücher entdeckt und mein Durst nach dem Geistlichen wurde geweckt. Andere Literatur hat mich irgendwie nicht mehr interessiert. Das Buch „Können wir Heilige sein“ von Frank Duff war für mich auch sehr bedeutend, wie auch Biographien über Frank Duff, Edel Quinn und Alphie Lambe, die alle Diener Gottes sind. Schritt für Schritt habe ich angefangen zu erkennen, wie mich immer wieder Gottes Liebe ruft, heilig zu werden, das heißt, Jesus und Maria immer ähnlicher zu werden… Natürlich ist es ein unerreichbares Ideal, aber ich habe erfahren, dass es wichtig ist, sich zu bemühen und nie aufzugeben, auch wenn ich immer wieder dieselben Fehler mache…
Nach ein paar Jahren nahm ich an meinen ersten Exerzitien teil, was für mich sehr segensreich war. Für mich als „Marta“ (die immer so beschäftigt ist) war es ganz neu zu erkennen, wie wichtig die Stille ist für unsere Beziehung mit Gott… und wie wertvoll es ist, einmal nichts zu machen, nicht zu sprechen, sondern nur in der Stille Gottes Gegenwart zu erfahren und unser Herz beten zu lassen -eigentlich: zu lieben. Kurz gesagt, in der Legion Mariens habe ich erkannt, wie wichtig es ist, im Glauben stets zu wachsen und meine Seele mit dem Geistlichen zu nähren… Ich habe in der Legion auch gelernt, dass man als Prätorianer jeden Tag zur hl. Messe kommen und Stundengebet beten darf … mein Leben ist damit wunderbar reich geworden und ins Leben der Katholischen Kirche eingefügt…
Als ich in die Legion Mariens gekommen bin, war mein jüngstes Kind und erster Sohn Antonio 2 Jahre alt – ein Bub nach 6 Mädchen. Ich dachte, ich habe meinen Auftrag als Mama erfüllt…
Aber der liebe Gott hat für uns noch einige wunderbare Gaben vorbereitet. Nach einer Wallfahrt nach Medugorje, ganz unabhängig voneinander, ist in meinem und meines Mannes Herzen ein Wunsch gewachsen, noch mehr Kinder (nach einer 5-jährigen Pause) zu haben. Als wir nämlich darüber gesprochen hatten, war es klar, dass wir darüber ganz miteinander eins waren… Ich muß hier sagen, dass ich mich vielleicht dafür nicht so mutig entschieden hätte, wäre ich nicht in einem Präsidium von der Legion Mariens gewesen, wo ich große Unterstützung von den Legionären hatte. So ist im Juni 2005, genau 4 Stunden nach dem wochentlichen Präsidiumtreffen, wo ich noch zu Fuß hingegangen bin, unsere Ema geboren (Emanuela – Gott mit uns!). Zwei Jahre später, in meinem 42. Lebensjahr war ich wieder schwanger. Meine zweitälteste Tochter Dina wollte als junge Legionärin mit ihrer besten Freundin nach Maria Roggendorf fahren, um dort bei der Sommerschule für junge Legionäre teilzunehmen. Marko war einverstanden, dass wir alle mit unserem großen Auto dorthin fahren und dann eine bekannte Familie in Oberösterreich besuchen. So haben wir dort, zur unseren großen Überraschung und Freude, einen Priester kennengelernt, der zu uns kroatisch gesprochen hat. … Das war (ihr wisst es schon…) Pater Josef, der kurz vorher aus dem Burgenland gekommen ist, um Benediktiner zu werden. Also, unser zweiter Sohn Ivan (Johannes) war schon als ungeborenes Kind bei der Wunderbaren Mutter in der schönen Basilika von Maria Roggendorf (er sagt scherzhaft, dass er sich daran erinnert). Den Namen Ivan (Johannes) haben wir erwählt, weil es um den Lieblingsjünger von Jesus geht. Geburtstermin war der 11. Jänner, aber überraschend habe ich erste Geburtswehen am Stephanitag am Abend bekommen und am nächsten Tag wurde Ivan geboren, genau am Fest des hl. Johannes, des Apostels! Es war wie eine Bestätigung des Himmels, dass wir den richtigen Namen gewählt haben… Noch ein Wunder der unermesslichen Liebe Gottes: Ivan ist jetzt gerade als 15-jähriger junger Legionär bei der Sommerschule, wo auch fast alle unsere Kinder regelmäßig hingefahren sind, als sie in den Jugendpräsidien waren.
Als unser Sohn Ivan noch klein war, ist in meinem Herzen ein Wunsch gewachsen, zu Hause als Hausfrau zu bleiben (ich habe nämlich in der Schule als Lehrerin gearbeitet). Marko war einverstanden. Ich war froh. Meine Berufung, so habe ich es gefühlt, ist zu dienen, nicht zu lehren… Diese Entscheidung ist reif geworden bei den Exertizien mit Pater Ildefons in Seckau, bei Unserer Lieben Hausfrau von Seckau…
Die Verbundenheit mit der Klostergemeinschaft in Maria Roggendorf ist für mich persönlich und unsere ganze Familie eine der größten Gaben, die wir dankbar und froh als Zeichen der unendlichen Liebe Gottes sehen. So ist wie selbstverständlich in mir auch ein Wunsch gewachsen, Oblatin zu werden und im Geist vom hl. Benedikt mein Leben zu gestalten. Unsere Familienfeste wie z.B. unser Silbernes Hochzeitsjubiläum, Trauungen von unseren Töchtern Dina und Jelena und die Taufen von ihren Kindern waren durch die Anwesenheit der Mönche aus dem Kloster St. Josef echt gesegnet. Voriges Jahr durften Marko und ich in der Basilika von Maria Roggendorf unser 35. Ehejubiläum feiern.
Pater Ildefons ist unser Oblatenrektor und hat mir auch sehr mit unserer Legionszeitschrift gehol-fen, da ich in der Redaktion arbeite. Durch seine Briefe, Artikel für die Zeitschrift und Betrachtun-gen bei mehreren Exerzitien habe ich persönlich, und alle unsere Legionäre so viele wertvolle Ein-sichten bekommen, dass wir – und besonders ich persönlich – nie dankbar genug sein können…
Vor der Trauung unserer Tochter Jelena haben wir als Familie die Herz Jesu Thronerhebung vollgezogen, mit einem Herz-Jesu-Bild, das Jelena selbst gemahlt hat. Einige unserer Töchter schätzen auch sehr die Herz-Jesu Verehrung und versuchen auf die Liebe Gottes zu antworten, jede in ihrem eigenen Leben. Dina wartet jetzt auf ihr drittes Kind (die kleine Magdalena Miriam ist 3 Jahre alt und Daniel Juraj 1 ½ ) und Jelena ist eine glückliche Mama von Mihael Toma und Jakov Benedikt. Die Zeit, die wir mit unseren Kindern und Enkelkindern zusammen verbringen können, ist für meinen Mann Marko und mich eine unerschöpfliche Quelle der Freude und Dankbarkeit für die Gabe des Lebens.
Wie bin ich nach Hall gekommen?
Nachdem ich das Buch AVE COR von Pater Ildefons gelesen hatte, war ich ganz begeistert von diesen Erkentnissen, und da ich noch immer mehr „Marta“, und weniger noch „Maria“ bin _, wollte ich gleich etwas tun für die Herz Jesu Verehrung. So fragte ich mich: Warum organisieren wir nicht auch von Kroatien aus eine Wallfahrt nach Hall? Dieses Buch hat mir geholfen, die Liebe des Heiligsten Herzens besser zu erkennen und zu verstehen. So ist der erste Bus im Jahr 2014 aus Zagreb gekommen, und die Leute sagten: Wir möchten wieder kommen! Und so ist es bis jetzt… Jesus wartet auf uns mit seinen weit ausgebreiteten Armen, und sein Herz dürstet nach unserer Liebe. Wenn ich hierherkomme, kann ich meine Augen nicht von dieser Herz Jesu Statue abwenden. Wie ist es möglich, auf diese Liebe nicht zu antworten? Jesus ruft uns, unsere Zeit und Fähigkeiten Ihm und seiner Mutter zu Verfügung zu stellen, um Sein Reich zu verbreiten; und wir können Jesus jeden Tag in unseren Mitmenschen begegnen… Wie wunderbar ist das alles!
Am Ende möchte ich Euch noch ganz aufrichtig sagen, dass wir in unserer Familie nicht nur Freu-den erfahren haben. Es gab natürlich auch schwierige Zeiten, Krankheiten, Mißverständnisse, Ent-täuschungen. Aber langsam, durch die Jahre hindurch, habe ich gelernt, dass Leiden auch segens-reich sein kann, wenn man es nicht alleine trägt, sondern mit Jesus zusammen das Kreuz nimmt und – wie Pater Ildefons es gerne sagt – umarmt.
Mit Jesus und für Jesus kann man aushalten, was man sonst nie auf sich nehmen würde. Man lernt dann, auch im Alltag alle Schwierigkeiten mit Jesus zu teilen. Jesus wartet auf uns immer – nur sind wir seiner Gegenwart bewußt? Ich muß sagen, dass ich zu oft vergesse, in der Gottes Gegenwart zu leben. Als Mitglied der Herz-Jesu-Wache lerne ich dies, immer mehr zu erkennen und bitte den lieben Gott, mir meine Zerstreutheit zu verzeihen und mich zur größeren Sammlung zu führen.
Durch diese Zeilen konnte ich wieder dankbar erkennen, wie Jesus mich liebt, mich durch das Le-ben mit Seiner sicheren Hand führt, wunderbare Leute auf meinen Weg sendet (wie zum Beispiel auch Dragutin, den ich gerade in Lasinja bei den Schwestern kennengelernt habe und der schon viele Wallfahrten organisiert hat, und viel dazu beigetragen hat, dass wir jetzt mit dem ganzen Bus gekommen sind). Ich weiß, dass Jesus auf mich immer wartet, dass ich seinen Ruf höre und ant-worte: EVO ME! Hier bin ich…