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"Den Personen des
geweihten Lebens enthüllt die kontemplative Anschauung der Herrlichkeit des
Herrn Jesus im Bild der Verklärung vor allem den Vater, Schöpfer und Spender
alles Guten, der sein Geschöpf mit einer besonderen Liebe und im Hinblick auf
eine spezielle Sendung an sich zieht (vgl. Joh 6,44). »Das ist mein geliebter Sohn: auf ihn sollt ihr
hören!« (Mt 17,5). Indem sie
diesem Ruf, der von einer innigen Anziehung begleitet ist, folgt, vertraut die
berufene Person sich der Liebe Gottes an, der sie in seinen ausschließlichen
Dienst beruft, und weiht sich vollständig ihm und seinem Heilsplan (vgl. 1 Kor 7,32-34). Hier liegt der Sinn
der Berufung zum geweihten Leben: eine ganz und gar vom Vater ausgehende
Initiative (vgl. Joh 15,16),
die von denen, die er erwählt hat, die Antwort einer ausschließlichen
Ganzhingabe fordert. Die Erfahrung dieser unentgeltlichen Liebe Gottes ist
dermaßen tief und stark, dass der Betreffende spürt, mit der bedingungslosen
Hingabe seines Lebens antworten zu müssen, indem er alles, Gegenwart und
Zukunft, in seine Hände hinein opfert. Auf Grund dessen kann man, im Sinne des
hl. Thomas, die Identität der geweihten Personen von der Totalität ihrer
Hingabe her begreifen, die mit wahrer Selbstaufopferung vergleichbar ist.
Papst Johannes Paul II, nachsynodales apostolisches Schreiben „Vita Consecrata“ (1996)
"Die Berufung muss immer den Weg vom Herzen Gottes aus zum Herzen des Menschen finden."
> Papst Benedikt XVI
"Den Ruf des Herrn zu hören und annehmen ist
nicht etwa eine private, intimistische Angelegenheit, die mit einer
Gemütsbewegung des Augenblicks verwechselt werden könnte; es ist ein konkretes,
reales und totales Engagement, das unsere ganze Existenz einbezieht und sie in
den Dienst am Aufbau des Gottesreiches auf Erden stellt.“
"Der Sohn, der Weg, der zum Vater führt (vgl. Joh 14,6), ruft alle, die ihm der
Vater gegeben hat (vgl. Joh 17,9),
in eine Nachfolge, die für ihr Dasein richtungweisend ist. Von einigen aber —
eben den Personen des geweihten Lebens — verlangt er eine totale Verpflichtung,
die damit verbunden ist, dass sie alles verlassen (vgl. Mt 19,27), um in innigem Vertrauen mit ihm zu leben und ihm
überallhin zu folgen (vgl. Offb
14,4). Im Blick Jesu (vgl. Mk
10,21), »Ebenbild des unsichtbaren Gottes« (Kol 1,15), Abglanz der Herrlichkeit des Vaters (vgl. Hebr 1,3), ist die Tiefe einer ewigen
und unermesslichen Liebe wahrzunehmen, die an die Wurzeln des Seins rührt. Wer
sich davon ergreifen lässt, muss alles verlassen und ihm folgen (vgl. Mk 1,16-20; 2,14; 10,21.28). Wie
Paulus, sieht er alles übrige »als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu
alles übertrifft«, und zögert nicht, verglichen mit ihm alles »für Unrat« zu
halten, »um Christus zu gewinnen« (Phil
3,8). Seine Sehnsucht geht dahin, sich in ihn hineinzudenken, indem er seine
Gefühle und seine Lebensform annimmt. Dass also einer alles verlässt und dem
Herrn folgt (vgl. Lk 18,28),
stellt ein für alle Berufenen und für alle Zeiten gültiges Programm dar. Die
evangelischen Räte, durch die Christus einige dazu einlädt, seine Erfahrung der
Keuschheit, der Armut und des Gehorsams zu teilen, erfordern bei dem, der sie
annimmt, das ausdrückliche Verlangen
nach vollständiger Gleichförmigkeit mit ihm und lassen dieses Verlangen
klar zutage treten. […] Seine Lebensform in Keuschheit, Armut und Gehorsam
erscheint in der Tat als die radikalste Weise, das Evangelium auf dieser Erde
zu leben, eine sozusagen göttliche
Lebensform, weil sie von ihm, dem Gottmenschen, als Ausdruck seiner Beziehung
als des eingeborenen Sohnes zum Vater und zum Heiligen Geist angenommen wurde.
[…] Darüber hinaus lässt sich nicht bestreiten, dass die Übung der Räte eine
besonders tiefe und fruchtbare Weise darstellt, auch an der Sendung Christi teilzunehmen, nach
dem Vorbild Mariens von Nazaret, der ersten Jüngerin, die es annahm, sich durch
die Ganzhingabe ihrer selbst in den Dienst des göttlichen Heilsplanes zu
stellen. Jede Sendung beginnt mit derselben Haltung, wie sie von Maria bei der
Verkündigung zum Ausdruck gebracht worden ist: »Ich bin die Magd des Herrn; mir
geschehe, wie du es gesagt hast« (Lk
1,38).
"Ihre Seele gehört Gott, aber noch nicht ausschließlich. Gott möge Sie
noch inniger an Sich ziehen. Aber wie viele äußere Hindernisse scheinen sich da
entgegenzustellen! Mut! Unwürdigkeit hat nichts damit zu tun. […] In Seiner
Wahl sieht Gott nicht auf unsere Verdienste. Er ist es, der zuerst ruft, wen Er
will. Er hat Paulus, Augustinus, Magdalena aus dem Abgrund ihrer Rebellion und
ihrer Schwächen aufgegriffen. Seine Wahl ist von jener Gnade begleitet, welche
die Seele nach Seinen Plänen gestaltet; vorausgesetzt sie entspricht treu dem
Ruf Gottes.“
"O Jesus,
ich weihe Dir mein Herz.
Komm, schließe es in das Deinige ein.
In Deinem Herzen will ich wohnen,
durch Dein Herz will ich lieben,
in Deinem Herzen will ich leben, der Welt unbekannt.
In Ihm werde ich Licht, Mut, Kraft und wahren Trost finden.
In Ihm werde ich die Liebe finden, die mein Herz verzehren soll.
O heiligstes Herz Jesu,
mein Herz sei der Altar, auf dem ich mich Dir opfere."
„[…]
Wie die ganze christliche Existenz, so steht auch die Berufung zum geweihten
Leben in enger Beziehung zum Wirken des Heiligen Geistes. Er ist es, der im
Laufe der Jahrtausende immer aufs neue Menschen dafür empfänglich macht, das
Faszinierende einer derart verpflichtenden Entscheidung wahrzunehmen. Unter
seinem Wirken erleben sie gewissermaßen wieder die Erfahrung des Propheten
Jeremia: »Du hast mich betört, o Herr, und ich lieb mich betören« (20,7). Der
Geist ist es, der das Verlangen nach einer vollkommenen Antwort weckt; er
leitet das Wachstum dieses Verlangens, indem er die positive Antwort
heranreifen lässt und dann ihre getreue Ausführung unterstützt; er formt und
bildet die Seele der Berufenen, indem er sie nach dem keuschen, armen und
gehorsamen Christus gestaltet und sie anspornt, sich seine Sendung zu eigen zu
machen. Während sie sich auf einem Weg unablässiger Läuterung vom Geist leiten
lassen, werden sie immer mehr zu Personen,
die mit Christus gleichförmig sind, zur Verlängerung einer besonderen
Gegenwart des auferstandenen Herrn in die Geschichte hinein. Mit treffender
Intuition haben die Kirchenväter diesen geistlichen Weg als filocalia bezeichnet, das heißt Liebe zur göttlichen Schönheit, die
Ausstrahlung der göttlichen Güte ist. […] So wird das geweihte Leben zu einem
besonders tiefen Ausdruck für die Kirche als Braut, die, vom Geist geführt, in
sich die Wesenszüge des Bräutigams wiederzugeben, »herrlich, ohne Flecken,
Falten oder andere Fehler, heilig und makellos« vor ihm erscheint (Eph 5,27).“
"Man wählt eine Berufung nicht selbst, man
empfängt sie, und man muss sich anstrengen, sie zu erkennen. Man muss der
Stimme Gottes sein Ohr leihen, um die Zeichen seines Willens zu erspähen. Und
ist einmal sein Wille erkannt, so muss man ihn tun, wie immer es sei, koste es,
was es wolle.
"Die Klausurschwestern, die einmütig auf das
Wort des Vaters hören und es liebevoll annehmen: »Das ist mein geliebter Sohn,
an dem ich Gefallen gefunden habe« (Mt 3,17), bleiben immer »mit ihm auf dem
heiligen Berg« (2 Petr 1,17-18) und, den Blick fest auf Jesus Christus
gerichtet und umhüllt von der Wolke der göttlichen Gegenwart, hängen sie voll
dem Herrn an.
Sie identifizieren sich insbesondere mit der Jungfrau Maria, der Braut und
Mutter, dem Modell der Kirche, und während sie an der Seligkeit derer, die
glauben (vgl. Lk 1,45; 11,28), teilhaben, verewigen sie ihr »Ja« und ihre
anbetende Liebe zum Wort des Lebens, indem sie zusammen mit ihr zum Gedächtnis
des bräutlichen Herzens (vgl. Lk 2,19 u. 51) der Kirche werden.“
"Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er
zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen
gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt
her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort ließen sie
ihre Netze liegen und folgten ihm nach. Als er weiterging, sah er zwei andere
Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren
mit ihrem Vater Zebedäus im Boot und richteten ihre Netze her. Er rief sie und
sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten Jesus nach.